Schwäbisches Tüftlertum in Botenheim
Unternehmensgespräch mit Bürgermeister Thomas Csaszar
Es ist immer wieder erstaunlich, was der Mittelstand in unserem Land so alles leistet. Die Firma Hemstedt aus Botenheim ist ein solches Paradebeispiel. Denn das 1974 von Dieter und Silvi Hemstedt, im beschaulichen Brackenheim gegründete Unternehmen, entwickelte ein Produkt, das zwar in den seltensten Fällen sichtbar ist, aber mit dem jeder Mensch schon hunderte Male in indirektem Kontakt war. Am vergangenen Donnerstag ließ sich Bürgermeister Thomas Csaszar im Rahmen eines Brackenheimer Unternehmensgesprächs die Produktvielfalt und die Fertigung der Firma zeigen.
Wieso frieren die Scheiben an den Kühltheken im Supermarkt nicht zu? Wie werden im Fußballstadion oder auf dem Tennisplatz auch im Winter gute Spielbedingungen auf dem Rasen bzw. dem Platz gewährleistet? Heizkabel sind die Antwort.
Das in der zweiten Generation geführte Familienunternehmen begreift sich selbst als klassisches Mittelstandsunternehmen. Den beiden Geschäftsführenden Andreas und Sabine Hemstedt ist anzusehen, dass sie sich in Brackenheim rundum wohl fühlen. Immer wieder betonen sie dies im Gespräch mit Bürgermeister Thomas Csaszar vergangenen Donnerstag. „Brackenheim ist ein toller Standort. Unsere Geschäftspartner und Kunden sind immer begeistert, wenn sie zum Ende ihres Besuchs eine Flasche echten Trollinger-Lemberger von der Weingärtnergenossenschaft mit nach Hause nehmen“, so die Geschäftsführer.
Was ist ein Heizkabel und wie funktioniert es?
Simpel gesagt ist ein Heizkabel ein elektrisches Heizsystem. Je nach Anwendungsbereich werden die Kabel in Schlaufen gelegt und auf Matten fixiert, die dann beispielsweise als Fußbodenheizung unter dem Bodenbelag verlegt werden. „In Verbindung mit grünem Strom ist das Heizkabel also eine umweltfreundliche und nachhaltige Heizmethode“, erklärt Andreas Hemstedt. Das Unternehmen beliefere große Industrie- und Handelsunternehmen in Deutschland, Europa und Übersee. „In einem Lidl oder Aldi können Sie fast sicher sein, dass Produkte von uns verbaut sind“, erzählt Andreas Hemstedt weiter. Auch private Haushalte beziehen die Produkte: „Wir haben selbst eine Art Testhaus, in dem wir zwar wohnen, es aber vor allem zur Erprobung unserer Produkte nutzen. In Verbindung mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach sind wir nahezu autark, was den Strombedarf angeht. Bei einem entsprechenden Dämmstandard speichert der Boden die Wärme so gut, dass nach Sonnenuntergang eigentlich nicht mehr geheizt werden muss. Die Sonnenstunden reichen aus, um die Heizung zu betreiben“, so Sabine Hemstedt.
Bürgermeister Thomas Csaszar zeigt sich beeindruckt: „Die Speicherung des Stroms aus erneuerbaren Energien ist ein großes und wichtiges Thema. Schön zu sehen, dass man mit den Produkten der Firma Hemstedt – made in Brackenheim – zumindest für die Wärmeversorgung im Haus eine Speicher-Lösung gefunden hat."
Der Fachkräftemangel als Herausforderung
Insgesamt 53 Personen sind in Botenheim tätig. Sie arbeiten in der Fertigung, in der Verwaltung oder im kaufmännischen Bereich der Firma. Mitarbeiterbindung ist im Familienunternehmen Hemstedt von zentraler Bedeutung. „Wir haben Mitarbeitende, die seit über 30 Jahren bei uns sind“, erzählt Andreas Hemstedt. Seit 1990 bildet das Unternehmen bereits den eigenen Nachwuchs aus. Trotz den umfangreichen Bemühungen zur Mitarbeiterakquise macht der Fachkräftemangel auch vor seinem Unternehmen nicht Halt. Trotz dieser Hürde und weiteren Herausforderungen wie der Rohstoffknappheit, zeigt sich die Unternehmensführung optimistisch, was die Zukunft angeht. Um in Zukunft unabhängiger vom Weltmarkt zu sein, wurde beispielsweise eine ganze Produktsparte „grün“ aufgestellt, es wurden also nur nachwachsende und recycelte Rohstoffe verwendet. Zu den Herausforderungen erklärt Andreas Hemstedt: „Stillstand ist Rückschritt. Die Herausforderungen unserer heutigen Zeit müssen wir als Chance begreifen, neue Technologien entwickeln und so dynamisch und flexibel bleiben“.
